momentan betreibe ich noch ein Freifunk AP (CPE210) bei mir am Netz, allerdings brauche ich momentan eigentlich den AP für mein eigenes LAN. Deshalb frage ich mich momentan, was es mir überhaupt bringt, einen Freifunk AP / Router zu betreiben. Ja, ich möchte bei mir ein offenes WLAN betreiben, allerdings mache ich das bereits mit meiner eigenen Infrastruktur über ein Gast-Netzwerk inkl. Routing über ein VPN im Ausland.
Irgendwie sollte doch Freifunk viel mehr sein, als einfach nur anderen einen freien Internetzugang zur Verfügung zu stellen. Es sollte um eine Vernetzung gehen. Doch irgendwie sehe bzw. merke ich davon auch nichts. Auch ist in meiner Nähe (Grünwinkel in Karlsruhe) kein anderer Node. Deshalb frage ich mich momentan etwas, was ich denn selbst vom Freifunk habe.
auf den ersten Blick ist Freifunk oft leider nur ein billiges VPN. Doch es steckt mehr dahinter.
In der Regel findest du eine Community dahinter, die sich für Netzwerktechnologien und diese gerne ausprobiert.
Ohne Freifunk hättest du dich z.B. wahrscheinlich nicht mit Meshing beschäftigt. In Karlsruhe selber haben wir leider noch sehr wenig Richtfunkstrecken/Kabel die unser Netz untereinander verbinden, aber es wird daran gearbeitet.
Auch versuchen wir neben dem Internetzugang weitere nützliche Dienste in unserer Community bereitzustellen.
z.B. Verschiedene Sensoren in der Stadt. Dir fällt da sicher auch noch einiges ein was unserem Netz hüten könnte.
Unseren Internetzugang stellen wir übrigens nicht über ein VPN ins Ausland bereit. Wir haben eine IP-Adressen und nutzen zur Zeit noch das Backbone vom Freifunk Rheinland in Frankfurt, Düsseldorf und Berlin.
Was man von Freifunk hat ist das was man daraus macht.
Freifunk an sich ist eine Idee und ein Konzept und freie Software zum Download. Dann gibt es bereits Leute, die schon weitere Infrastruktur geschaffen haben und an die man sich anhängen kann und im persönlichen Bereich erweitern.
Bezogen auf Karlsruhe bedeutet das, dass für die Server und die Firmware bereits gesorgt ist und man sich somit einfach ein Gerät besorgen und flashen kann - um es einfach zu betreiben.
Der Rest ist noch ziemlich unbesetzt und da kann man was tun und sich beliebig entfalten.
Beispiele:
Man überzeuge die Stadt Karlsruhe auf Freifunk zu setzen und es so Freiwilligen zu ermöglichen, die städtischen Immobilien mit Freifunk zu vernetzen
Man beschäftige sich selbst mit ipV6, weil man das mit seiner eigenen Infrastruktur vielleicht noch nicht gemacht hat.
Man beteilige sich an der Softwareentwicklung, egal ob im Serverbereich oder auf den Geräten
Man untersuche neue Geräte und bringe die Software darauf zu laufen
Man untersuche Geräte und bastle coole Dinge damit
Man schnappe sich Flyer und bringe Stadtteil xy dazu auf Freifunk zu setzen
Man organisiere Vortragsreihen um über Freifunk zu informieren
Man treffe sich beim Entropia (z…B. heute Abend) um sich mit Gleichgesinnten zu treffen, zu klönen und Spaß zu finden
…
Freifunk ist nichts was von alleine vorbei kommt und einen abholt. Freifunk ist etwas was man selbst voran bringt und was einen dann auch mitnimmt.
Die Frage die Du Dir also stellen musst ist: Was möchtest Du mit Freifunk machen?
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich nicht wirklich weiß, was ich mit Freifunk machen möchte. Grundsätzlich aber irgendetwas, was ich ohne Freifunk nicht machen könnte. Zum Beispiel auf irgendwelche Ressourcen zugreifen oder ähnliches. Etwas, was ohne ein Freifunk-Netz nicht verfügbar wäre. So könnte es z.B. tatsächlich ein Netzwerk aus Sensoren (Feinstaub oder Wetterstationen) sein. Oder ähnliches.
Ich sag es mal ganz ehrlich: Wenn Freifunk etwas mit Richtfunkstrecken macht, bin ich der erste, der sich ne Antenne auf das Hausdach schraubt. Ja, es macht etwas Spaß. Aber ich muss sagen, dass ich solche Sachen bereits vor 14 Jahren (damals noch als Schüler) gemacht habe: http://www.axxi.de/start/start10.html
Bleiben wir mal beim Thema Richtfunk. Dann habe ich eine Antenne auf dem Dach und eine (weitere) Internetverbindung. Jetzt ist wieder die Frage, was ich davon habe, da ich momentan über KabelBW / Unitymedia (Cable) und O2 (VDSL) zwei Haupt-Internetanschlüsse habe, über die ich einen LoadBalancer mit Failover habe und eine T-Com und eine Vodafone LTE Verbindung als Failover.
Deshalb auch noch ein Mal die Frage, was ich denn mit einem Freifunk Netz machen könnte, was ich ohne eben nicht kann.
Ich habe mir mal deine Beispiele angeschaut. Damit hast du ganz sicherlich recht, aber die Beispiele beziehen sich eher auf das, was JEMAND für die Community und Freifunk tun kann und nicht umgekehrt. Und ja, es sind so alles Sachen, bei denen ich mir vorstellen könnte, auch mitzumachen. Aber nehmen wir mal meinen Nachbarn. Wieso sollte er Freifunk nutzen? Er hat eine FritzBox bei sich im „Netzwerk“ mit einem Netz für sich selbst und einem Gast-WLAN. Out of the Box, ohne weitere APs, etc. Was hätte er z.B. für einen Vorteil von Freifunk?
Weshalb gibt es Kegelvereine? Kegeln alleine macht wenig Spaß, in der Gruppe macht es mehr Spaß. Warum ist nicht jeder in einem Kegelverein? Weil es nur die Leute toll finden, die selbst gerne kegeln, oder die die gerne zu schauen.
Weshalb gibt es Netzwerkvereine? Netzwerken alleine macht wenig Spaß, in der Gruppe …
Wenn Dein Nachbar kein Interesse an den Dingen hat die man beim Freifunk machen kann, dann ist Freifunk nichts für ihn. Muss es auch nicht.
Im Gegensatz zum Kegelverein bewirkt aber Freifunk noch etwas anderes: Ein freies Netz. Und in der Vision ein freies Netz für alle überall. Also auch für Deinen Nachbarn. Das ist schwierig zu vermitteln, aber letztlich ist das der Vorteil, den dann auch Dein Nachbar hat. Er hat Internet, wenn er mit dem Hund geht, beim Bäcker vorbei schaut oder seine Oma besucht. Ja, das geht auch mit kommerziellem Mobilfunk.
Freifunk macht schon immer Richtfunk. Es braucht aber halt Leute, die Hardware stellen (kleines Problem), die auf Dächer steigen wollen (mittleres Problem) und Dächer auf denen man montieren darf (großes Problem).
Wenn Du da Möglichkeiten hast: Einfach machen. Jede weitere Richtfunkstrecke ist ein weiterer Stein für eine flächendeckende Vernetzung.
Und obwohl ich 30km von Grünwinkel entfernt wohne, würde ich mithelfen. Zum einen weil es schlimmere Arten gibt, seine Freizeit zu verbringen, zum anderen weil ich bei Richtfunk selbst noch wenig weiss und gerne lerne. Die einzelne Strecke bringt mir dann vermutlich nichts. Aber sie kann der Anfang sein für ein Netz, dass es dann auch irgendwann über die 30km bis zu mir nach Hause schafft.